Wer sich regelmäßig verschaltet oder auf der Rennstrecke nicht immer mitzählen möchte, kann eine universelle Ganganzeige wie die Healtech GIPro nachrüsten. Wir zeigen, wie es geht!
Vorbereitung
Bevor wir die Ganganzeige installieren, verschaffen wir uns den nötigen Platz und Zugang zu allen Kabeln und Steckern am Kabelbaum. Dafür entfernen wir die Heckverkleidung und den Tank des Motorrades. Bei anderen Fabrikaten müssen möglicherweise noch weitere Bauteile demontiert werden, um mit dem Einbau beginnen zu können. Außerdem legen wir das benötigte Werkzeug bereit. In unserem Fall reicht eine Ratsche, ein Satz Inbusschlüssel, ein Seitenschneider und eine Crimpzange. Wer seinen Tank nicht komplett demontieren möchte, kann ihn auch lediglich nach oben klappen und die Vorderseite abstützen. Der Einfachheit halber lohnt es sich, das Motorrad auf einem Montageheber abzustellen. Der Einbau und die Programmierung sind aber auch ohne Heber möglich.
Grundsätzlich gilt wie bei allen Umbauten, die in Eigenregie durchgeführt werden: Wer sich den Umbau oder einen einzelnen Schritt selbst nicht zutraut, sollte sich professionelle Hilfe vom Fachmann holen. Der Einbau einer Ganganzeige dürfte auch in einer Fachwerkstatt keine großen Zusatzkosten mit sich ziehen.
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Kabelverbindungen
Damit das Modul den richtigen Gang errechnen kann, benötigt es die Signale für Drehzahl und Geschwindigkeit. Zusätzlich muss es natürlich noch mit einer geschalteten 12V-Bordspannung verbunden werden.
Geschwindigkeitssignal
Am Kabelbaum der Ganganzeige sind zwei dreipolige Stecker zu finden, welche das Geschwindigkeitssignal abgreifen. Diese werden auf den Hauptkabelbaum des Motorrades aufgesteckt. Der Stecker liegt in Fahrtrichtung gesehen links am Rahmen unter dem Tank. Manche Modelle der YZF-R6 RJ03 sind mit einer Gewebematte ausgestattet, die für eine bessere Hitzeabschirmung der Airbox sorgt. In diesem Fall versteckt sich der Stecker unter der Matte. Nachdem die Steckverbindung getrennt worden ist, kann die GIPro-Ganganzeige zwischengeschaltet werden. Wer sich unsicher ist, ob er die richtigen Stecker gefunden hat, trennt die Verbindung, schaltet die Zündung ein und dreht das Hinterrad zügig an. Wenn der Tacho jetzt dauerhaft 0 km/h anzeigt, ist es das richtige Kabel.
Drehzahlsignal
Das Drehzahlsignal greifen wir vom Kurbelwellensensor ab, welcher links außen am Motor sitzt. Healtech empfiehlt, nicht das Kabel am Sensor aufzutrennen, sondern das rot-weiße Kabel des Hauptkabelbaums. Wir haben uns jedoch dafür entschieden, den Kurbelwellensensor direkt anzusteuern. Im Falle einer Rückrüstung können wir den Sensor tauschen und haben keinerlei Spuren des Umbaus. Andernfalls müsste ein Kabel des Hauptkabelbaums getauscht werden, was einen kleinen Mehraufwand bedeuten würde.
12V-Zündspannung
Damit die Ganganzeige auch mit Strom versorgt wird, greifen wir ein 12V-Zündungsplus ab, welches nur dann 12V abgibt, wenn die Zündung eingeschaltet ist. In der Regel sind solche Kabel gelb oder rot-gelb. Bei einem Serienmotorrad ist es einfach: Hier greifen wir zum Beispiel die Spannung des Front- oder Heckscheinwerfers ab. In unserem Fall wurde der Kabelbaum des Rennmotorrades recht weit ausgeschaltet, sodass diese Möglichkeiten entfallen. Die Tachoversorgung ist aber noch erhalten geblieben, welche wir für die 12V-Spannung nutzen. Wenn eine Dauerspannung genutzt wird, leuchtet die Anzeige dauerhaft und belastet die Batterie jederzeit.
Platzierung
Wenn alles korrekt verbunden ist, legen wir den offenen Vierpolstecker nach vorne zum Lenker. Hier wird das Display der Healtech GIPro X-Type G2 Ganganzeige angesteckt. Nun ist persönliche Präferenz gefragt. Bei der Platzierung der Healtech GIPro Ganganzeige sollten mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Einerseits sollte sie gut im Sichtfeld montiert werden, sie darf die Sicht durch die Verkleidungsscheibe aber nicht einschränken – auch nicht in geduckter Position. Wir haben einen zusätzlichen Halter angefertigt, der hinter dem Tacho aufgeschraubt wird. Hier setzen wir die Anzeige mit dem Doppelseitigen Klebeband auf und drücken sie fest. Anschließend sichern wir das Kabel mit Kabelbindern. Hierbei muss beachtet werden, dass je nach Positionierung Lenk- oder Federwege am Kabel ziehen können. Je nach Motorrad bietet es sich an, die Anzeige kopfüber zu montieren. Später lässt sich das Display noch umkehren.
Programmierung
Nachdem alle Kabel korrekt angeschlossen und fixiert sind, starten wir mit der Programmierung. Bevor es losgeht muss der Tank wieder aufgesetzt werden – den Benzinhahn nicht vergessen! Hierfür legt Healtech einen User Guide bei, der den Prozess kinderleicht erklärt. Falls Probleme auftreten sollten, liegt es zu 99% an einer fehlerhaften Verkabelung oder einem Wackelkontakt.
Zunächst schalten wir die Zündung ein und starten den Motor im Leerlauf. Nach kurzer Zeit sollte eine „1“ im Display aufleuchten, jetzt wird der erste Gang eingelegt und wir fahren mit etwa 2000-3000 Umdrehungen auf dem Montageständer. Sobald die Anzeige ein „n“ zeigt, muss in den nächsten Gang geschaltet werden. Auch hier sollte die Drehzahl bei etwa 2000-3000 Umdrehungen pro Minute liegen. Diese Prozedur führen wir bis in den sechsten Gang fort. Dann bricht das Modul automatisch ab und kennt fortan die Gangabstufungen. Im unteren Drehzahlbereich ist die Anzeige leider nicht immer sehr genau, da sie anhand des Verhältnisses von Drehzahl und Geschwindigkeit einen Gang errechnet. Je höher die Werte sind, desto einfacher ist die Erkennung des Ganges. Ab etwa 3000-4000 Umdrehungen pro Minuten funktioniert die Healtech GIPro X-Type G2 Ganganzeige einwandfrei.
Bei Bedarf lässt sich auch eine Art Schaltblitz einrichten. Bei einer vorgegebenen Drehzahl zeigt die Anzeige dann nicht mehr den Gang, sondern ein „u“ an, welches für „upshift“ steht. Da an unserer Maschine allerdings ein größerer, mehrstufiger Schaltblitz installiert ist, nutzen wir diese Funktion nicht. Wer sein Display kopfüber eingebaut hat, kann im Menü den Upside-Down-Modus nutzen. Dieser wird erreicht, indem wir im Untermenü „u“ (nicht zu verwechseln mit der Schaltempfehlung) lange auf die Oberseite der Anzeige drücken – dort sitzt ein Touch-Sensor. Jetzt sollten alle Darstellungen kopfüber stehen.